23.06.2017

Europa-Investition fördert Aufbau telemedizinischer Strukturen in Ostsachsen

Bescheide über insgesamt 2,6 Millionen Euro ermöglichen effizientere Therapien bei Multipler Sklerose und psychischen Traumafolgestörungen

Die Carus Consilium Sachsen GmbH, das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus sowie die Technische Universität Dresden nehmen am Freitag, dem 23. Juni 2017, Zuwendungsbescheide des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Freistaates Sachsen in Höhe von 2,6 Millionen Euro entgegen. Die Fördersumme fließt in die Projekte „Telemedizinisches Netzwerk Psychotraumatologie Sachsen“ (TeleNePS) und das „Integrierte Betreuungsportal Multiple Sklerose“ (IBMS). Die beiden telemedizinischen Behandlungsnetzwerke sollen für Patienten mit den Krankheitsbildern Multiple Sklerose oder Traumafolgestörungen künftig effizientere Beratungen und Therapien auf höchstem Niveau – unabhängig vom Wohn- und Behandlungsort – ermöglichen. Beide Portale werden an die bestehende Telemedizin-Plattform CCS Telehealth Ostsachsen (CCS-THOS) anknüpfen und die Expertise der Dresdner Hochschulmedizin in ländlichen Räumen verfügbar machen.

„Der Freistaat hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz der Telemedizin zu steigern und deren Ausbau konsequent voranzutreiben. Wir müssen die vielversprechenden Möglichkeiten der Telemedizin nutzen, um die Qualität der Gesundheitsversorgung im Freistaat weiter zu verbessern und die Abläufe effizienter gestalten. Die geförderten Projekte sind ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung einer flächendeckenden Telemedizin“, erklärt Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, die den Projektpartnern die Zuwendungsbescheide überreichte. „Traumapatienten und Patienten mit Multipler Sklerose erhalten durch diese Projekte unabhängig von ihrem Wohnort Zugang zu einer exzellenten medizinischen Versorgung. Gleichzeitig profitieren die Patienten von der Einbindung in den Versorgungsprozess. Die Stärkung der Rolle des Patienten ist ein wichtiges Anliegen unseres Hauses, schließlich steht der Patient im Mittelpunkt des Handelns im Gesundheitswesens“, so die Staatsministerin weiter. Auch Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden, sieht in der Telemedizin einen entscheidenden Versorgungsvorteil: „Die Telemedizin überwindet räumliche Grenzen und wird so zum verlängerten Arm der Expertenmedizin in ländlichen Gebieten. Beide Patientengruppen – sowohl Trauma-Patienten als auch von Multipler Sklerose Betroffene – können bisher nur an wenigen Spitzenzentren exzellent behandelt werden. Mit den Möglichkeiten der Telemedizin können wir den behandelnden Ärzten in der Fläche nicht nur mit bisherigen Untersuchungsergebnissen, sondern auch mit individuellen Ratschlägen unkompliziert zur Seite stehen und damit die Versorgungssituation insgesamt verbessern.“

Auch Prof. Werner Esswein, Leiter des Entwicklungsteams von der TU Dresden sieht einen besonderen Patientennutzen: „Über ein Patientenportal beziehen wir den Patienten aktiv in seine Versorgung ein und schaffen die Möglichkeit ihn telemedizinisch zu erreichen und in seiner Therapie zu bestärken.“ Von Vorteil ist dabei der bewährte Dreiklang aus Carus Consilium Sachsen, Universitätsklinikum und Technischer Universität Dresden: „Durch die Expertise im Rahmen ähnlicher Kooperationsprojekte haben die drei Partnerinstitutionen ihre Zusammenarbeit gefestigt und sich eine umfassende Expertise in der Planung und Einführung telemedizinischer Lösungen erarbeitet. Die großzügigen Fördergelder des Freistaates Sachsen und der Europäischen Union ergänzen die etablierte CCS Telehealth-Infrastruktur jetzt an entscheidender Stelle und kommen den spezifischen Anforderungen der Patientengruppen zugute“, betont Dr. Olaf Müller, Geschäftsführer der Carus Consilium Sachsen GmbH.

 

Effiziente Behandlungsangebote nach traumatischen Ereignissen

Belastende Erlebnisse, wie schwere Unfälle, Naturkatastrophen, körperliche und sexuelle Gewalt, Krieg, Folter oder Flucht, können psychisch verwunden und Traumafolgestörungen verursachen. Im Universitätsklinikum Dresden werden diese Patienten in der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik und in der Traumaambulanz für Seelische Gesundheit behandelt. Hier sind sie in eine sichere und integrierte Behandlungskette eingebunden. Dieses Angebot wird nun seit April 2017 um das Projekt „Telemedizinisches Netzwerk Psychotraumatologie Sachsen (Tele-NePS)“ ergänzt. Die telemedizinischen Kommunikationsmöglichkeiten sowie die Interoperabilität sollen frühzeitig Beratung und Therapie unterstützen. So können beispielsweise in einer digitalen Trauma-Akte ab sofort Behandlungsergebnisse und Diagnostiken abgespeichert und gemeinsam mit Auswertungshilfen Hausärzten sowie niedergelassenen Fachärzten ohne traumaspezifischen psychotherapeutischen Hintergrund zur Verfügung gestellt werden. Der Anschluss an das telemedizinische Netzwerk ist für die Behandlungsqualität der betroffenen Patienten von hoher Bedeutung. Denn aktuell verursacht die Erkrankung aufgrund ihrer Vielschichtigkeit und dem chronischen Verlauf einen gesteigerten Versorgungsaufwand. Die inhaltlich oft wenig aufeinander abgestimmten Hilfeleistungen erschweren eine leitliniengerechte Diagnostik und Behandlung und bedingen nicht selten eine Fehlversorgung. Hinzu kommen allgemeine Versorgungslücken in der psychotherapeutischen Behandlung, die wiederum zu hohen Wartezeiten für die Patienten führen.

Mit der neuen elektronischen Vernetzung – etwa durch die telemedizinischeTrauma-Akte – soll eine institutionsübergreifende Dokumentation und Koordinierung des Versorgungsprozesses garantiert sowie Fachwissen flächendeckend verfügbar gemacht werden. Standardisierte Screening und Diagnoseverfahren können so die vorhandene Diagnosesicherheit bei den Hausärzten und nicht-psychotherapeutischen Fachärzten enorm verbessern. Betroffene erhalten niedrigschwellig und ortsunabhängig Zugang zum Behandlungsnetz und bestimmen selbst, ob etwa der Hausarzt Einblick in die Akte und damit eine fachliche Verbindung zum Schwerpunktzentrum in Dresden bekommen soll. Einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau eines solchen integrierten Behandlungsnetzwerkes leisten hier das im Projekt entstehende TeleMedizinische TraumaZentrum -Seelische Gesundheit (TMTZSG) mit dessen regionalen Partnern und die bestehende Telemedizin-Infrastruktur CCS-Telehealth Ostsachsen.

Effektive Betreuung von Patienten mit Multiple Sklerose

In Deutschland leiden derzeit rund 200.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS). Hierbei handelt es sich um die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der körpereigene Abwehrzellen die Isolationsschicht der Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark angreifen. In den meisten Fällen beeinträchtigt die MS die Lebenserwartung der Betroffenen kaum und besteht somit über Jahrzehnte hinweg. Eine früh im Krankheitsverlauf begonnene Therapie kann sich daher hemmend auf das Voranschreiten der MS auswirken. Doch die Behandlungsstrategien sind heutzutage sehr komplex und zum anderen mit einem hohen Begleitungs- und Überwachungsaufwand verbunden. Mithilfe des seit April 2017 laufenden Telemedizin-Projekts „Integriertes Betreuungsportal Multiple Sklerose“ (IBMS) sollen die diagnostische und therapeutische Versorgungsqualität insgesamt verbessert werden. Dazu soll das vom MS Zentrum in Dresden bereits entwickelte und in Deutschland breit angewendete Multiple Sklerose Dokumentationssystem (MSDS3D) mit der bestehenden Telemedizin-Infrastruktur CCS-Telehealth Ostsachsen verbunden werden. Für MS-Patienten wird so eine einrichtungsübergreifende elektronische Akte geschaffen. Notwendige Untersuchungsergebnisse (zum Beispiel MRT, Laboruntersuchungen) werden damit breiter und schneller verfügbar. Zudem unterstützen die international etablierten Experten des Dresdner MS Zentrums konsiliarisch leitliniengerechte therapeutische und diagnostische Entscheidungen.

Das Multiple Sklerose Zentrum am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung an der Technischen Universität Dresden sowie die Carus Consilium Sachsen GmbH entwickeln im Verbund eine den medizinischen Erfordernissen des Patienten angepasste eHealth-Portallösung, die verschiedene (professionelle und informelle) Teilhaber der Versorgung einbezieht, notwendige Versorgungsmodelle unterstützt und damit medizinische und ergänzende Versorgungsangebote effizient nutzbar macht.

Kontakte

Carus Consilium Sachsen GmbH
Geschäftsführer
Dr. Olaf Müller
Tel.: 0351 458 5040
olaf.mueller@carusconsilium.de
www.carusconsilium.de

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Dr. Julia Schellong
Tel.: 0351 458 7092
julia.schellong@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Zentrum für klinische Neurowissenschaften
Prof. Dr. Tjalf Ziemssen
Tel.: 0351 458 5934
tjalf.ziemssen@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de

Technische Universität Dresden
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung
Prof. Dr. Werner Esswein
Tel.: 0351 463 32354
werner.esswein@tu-dresden.de
www.tu-dresden.de
www.helict.de

 

Über die Carus Consilium Sachsen GmbH

Die Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS GmbH) etabliert Kooperationen zwischen Krankenhäusern, ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzten, ambulanten Pflegediensten, Rehabilitationseinrichtungen und weiteren versorgungsrelevanten Institutionen und Verbänden. In ihrer Rolle als Managementgesellschaft für die Plattform CCS-Telehealth Ostsachsen übernimmt die CCS GmbH das Fördermittelmanagement, Öffentlichkeitsarbeit, Vertrags- sowie Projektmanagement. Darüber hinaus stellt die CCS GmbH dank ihrer Erfahrung in der Verhandlung innovativer Vertragsmodelle mit den Kostenträgern deren frühe und kompetente Einbeziehung in die Vorhaben sicher.

Über das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Als Krankenhaus der Maximalversorgung deckt das Universitätsklinikum Dresden das gesamte Spektrum der modernen Medizin ab. 20 Kliniken und Polikliniken, vier Institute und zehn interdisziplinäre Zentren, die eng mit den klinischen und theoretischen Instituten der Medizinischen Fakultät zusammenarbeiten ermöglichen medizinische Versorgung auf höchstem Niveau. Mit 1.295 Betten und 160 Plätzen für die tagesklinische Behandlung von Patienten ist es das einzige Krankenhaus der Maximalversorgung in Ostsachsen. Rund 910 Ärzte sowie 1.900 Schwestern und Pfleger kümmern sich um das Wohl der Patienten.

Über die Technische Universität Dresden, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung

Der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung beschäftigt sich mit der Anwendung der Theorien und Werkzeuge der Wirtschaftsinformatik im Gesundheitswesen und arbeitet dabei eng mit Partnern der Praxis zusammen. Im Jahr 2012 wurde auf Initiative und unter der Leitung von Dr. Hannes Schlieter das Healthy Living Competence Team (helict) als interdisziplinäre Forschergruppe gegründet. Im Fokus der Forschergruppe liegen die Gestaltung und Optimierung von klinischen Prozessen, wobei betriebswirtschaftliche Optimierungsbestrebung und informationstechnische Unterstützung als Einheit gesehen werden. Der Anspruch ist, durch eine systematische Konzeption, Projektbegleitung und Umsetzung die Leistungsfähigkeit sowie Ressourceneffizienz zu verbessern. Im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsarbeit steht das Design praktikabler Lösungen, die sich reibungslos in die fachlichen Prozesse integrieren, immer im Vordergrund. Inzwischen betreut und leitet die Gruppe mehrere nationale und internationale Verbundprojekte im Themenfeld der Digitalen Transformation.

Bildunterschrift:

Staatsministerin Barbara Klepsch überreicht Förderbescheide in Höhe von insgesamt 2,6 Millionen Euro an die Partner der Telemedizin-Projekte „Telemedizinisches Netzwerk Psychotraumatologie Sachsen" (TeleNePS) und das „Integrierte Betreuungsportal Multiple Sklerose" (IBMS).

V.l.n.r.: Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz; Prof. Dr. med. Kerstin Weidner; Dr. med. Julia Schellong und Prof. Dr. med. Heinz Reichmann vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden 

Gemeinsame Presseinformation der Carus Consilium Sachsen GmbH,  dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systemintegration an der Technischen Universität Dresden vom 23.06.2017