26.08.2014
Bundesgesundheitsminister Gröhe wird Telemedizinprojekt „CCS Telehealth Ostsachsen“ vorgestellt
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat sich im Uniklinikum Dresden über das derzeit größte telemedizinische Projekt in Deutschland informiert.
Eine offene technische Plattform soll in Ostsachsen die Nutzung von vielfältigen telemedizinischen Anwendungen ermöglichen und Patienten, Ärzte und Kliniken vernetzen. Hintergrund ist eine für die medizinische Versorgung der Menschen in der Region Besorgnis erregende Entwicklung.
Immer mehr Ärzte verlassen den ländlichen Raum, gleichzeitig steigt wegen der demografischen Entwicklung die Schwere und Komplexität von Erkrankungen. Die Telemedizin soll helfen. Wie dies geschehen kann, erläuterten Sabine Rößing, Geschäftsführerin der Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS) und Axel Wehmeier, Geschäftsführer der Deutschen Telekom Healthcare Solutions (DTHS), dem Gesundheitsminister am Modell eines telemedizinischen Arbeitsplatzes. Aktuelles So untersützen zwei von insgesamt drei Anwendungen, die von beiden Partnern im Projekt beispielhaft entwickelt werden, die Nachsorge von Schlaganfall- und Herzinsuffizienzpatienten. Videotelefonie und weitere computerbasierte Systeme erlauben eine regelmäßige Betreuung durch diagnostische und therapeutische Maßnahmen über die Distanz hinweg. So können Patienten beispielsweise Informationen über ihr Befinden via Tablet-PC regelmäßig an ein telemedizinisches Zentrum übermitteln. Weichen die übermittelten Werte von der Norm ab, wird ein Arzt informiert, der die notwendigen Maßnahmen veranlasst. Das medizinische Betreuungspersonal im telemedizinischen Zentrum, etwa zertifizierte Herzinsuffizienzschwestern, leitet die Patienten auch durch webbasierte Lehr- und Übungsprogramme. Die dritte Beispielanwendung des Projektes erlaubt Ärzten, sich anhand einer Gewebeprobe schnell die zweite Meinung eines Kollegen einzuholen. Via Internet begutachten und diskutieren sie gemeinsam etwa einen Gewebeschnitt, der von Hochleistungsscannern erfasst worden ist.
Die Beispiele unterstreichen das zentrale Anliegen der Plattform. So unterstützt diese die Zusammenarbeit der Mediziner über verschiedene medizinische Disziplinen hinweg. Etwa weil Kliniken, Fach- und Hausärzte unter anderem gemeinsam auf eine Patientenakte zugreifen können. Wesentliches Ziel ist auch die Entwicklung technischer Standards. Das erleichtert allen, die im Gesundheitswesen tätig sind, die Einführung und Nutzung von neuen Anwendungen. Für Axel Wehmeier liefert das Projekt „einen Werkzeugkasten in Sachen Telemedizin, aus den sich jeder bedienen kann mit dem, was er braucht“. Sabine Rößing ergänzt: „Damit wollen wir den zeitlichen und finanziellen Aufwand bei der Einrichtung neuer Telemedizinprojekte gerade im ländlichen Raum verringern.“
Dem Gesundheitsminister gefiel offensichtlich, was er sah. Die Plattform führe von vielfach vorhandenen Insellösungen weg, hob Gröhe hervor. Auch diene sie der Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung. Vom Nutzen der Telemedizin überzeugt, will sich Gesundheitsminister Gröhe für die Abrechenbarkeit der Leistungen einsetzen. Entsprechende Klarheit dafür erwartet die Branche mit dem neuen eHealth-Gesetz, mit dem noch vor Ende des Jahres gerechnet wird.
Zurück zu Telehealth Ostsachsen: Das Projekt ist auch für die Europäische Union ein Hoffnungsträger. Was hier entwickelt wird, hat für die EU Modellcharakter und kann auch in andere Regionen übertragen werden. EU und das sächsische Sozialministerium fördern das Projekt deshalb mit knapp zehn Millionen Euro. Die Rollen sind klar verteilt: Das Carus Consilium Sachsen koordiniert das Projekt und bringt seine medizinische Expertise ein. Die Gesundheitsspezialisten Aktuelles der Telekom-Tochter DTHS entwickeln mit Unterstützung von Kollegen aus der Multimedia Solutions (MMS) und der Systemintegration die technische Infrastruktur.